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ST I, Quaestio 22 (HL)

    (Über die Vorsehung Gottes) – »Et kütt wie et kütt!« – Es gibt ein hilfreiches Gedankenexperiment, das die Idee der Vorsehung verständlich zu machen hilft. Es wurde in der Tradition immer wieder genutzt – auch lange vor Star Trek: die Zeitreise. Reisen wir mit der experimentellen Zeitmaschine in der Zeit zurück, so wissen wir anders als die Akteure, die in ihrer Zeit gefangen sind, wie es kommen und mit ihnen ausgehen wird. Das ändert freilich nichts an ihrer „Freiheit“, ganz egal, ob wir uns dabei an die Oberste Direktive der Sternenflotte und aller gedankenexperimentierender Zeitreisender halten; das Prinzip der Nichteinmischung ist methodische Grundlage jeden Experimentaufbaus. …

    ST I, Quaestio 21 (HL)

      (Über die Gerechtigkeit und Barmherzigkeit Gottes) – »Gerechtigkeit – ist nicht genug« – Es gibt zwei Formen der Gerechtigkeit, eine Vertrags- oder Tauschgerechtigkeit, die auf der »Gleichberechtigung« der Partner beruht. Geben und Nehmen halten sich die Waage. Davon kann bei Gott nicht die Rede sein. Was könnte man ihm geben? Wer könnte sich gleichberechtigt Seinesgleichen nennen und sich auf »höheres« Recht berufend von ihm Ausgleich fordern?! …

      ST I, Quaestio 20 (HL)

        (Über die Liebe Gottes) – »Love, Love, Love – natürlich im Plural« – Ist nach Aristoteles Philia, liebende Freundschaft, nur zwischen Gleichen und keineswegs mit den Göttern denkbar, sieht die christliche Agape gerade im liebenden Bezug zwischen Mensch und Gott den Wesensgrund der Liebe. Wie dem auch sei, das Christentum bringt neben Philia und Eros eine „dritte“ Liebe ins Spiel. …

        ST I, Quaestio 19 (HL)

          (Über den göttlichen Willen) – »Wie im Himmel …« – Die Frage nach dem „Willen Gottes“ ist von weitreichender theologischer Bedeutung. Es sind die alten und immer wieder neu gestellten Fragen nach Rechtfertigung und Theodizee, die sich um Gottes Willen aufdrängen: Wenn die Welt durch den (freien) Willen Gottes bestimmt ist, dann ist er für das Geschaffene verantwortlich – auch, und vor allem für das Leid, das wir in „seiner“ Welt erleben. …

          ST I, Quaestio 18 (HL)

            (Über das Leben Gottes) – »Ist Gott durstig – wie wir alle?« – Gottes Dasein unterscheidet sich vom Sein des Seienden. Însbesondere ist Gott kein Körper, hat keine Wesenbestandteile und ist nicht in Bewegung. Er ist das Sein selbst. Dürfen wir ihn dann lebendig nennen wie wir das alt- und neutestamentarisch tun? Nach Aristoteles, dem Thomas auch hierin folgt, nennen wir natürliche Körper lebendig. Gott aber ist kein natürlicher Körper. Wie könnte er denn lebendig sein? …

            ST I, Quaestio 17 (HL)

              (Über die Falschheit) – »Alles Falsche ist vor allem eins: wahr« – Die Sache ist einfach – und denkbar weitreichend. Das Falsche gibt es nur, weil es das Wahre gibt. Wer vom Falschen redet, der weiß, was es heißt, etwas sei wahr. Ohne wahre Urteile keine falschen. Sehen geht der Blindheit voran, die Gesundheit dem Gebrechen, das Gute dem Schlechten. Fast schon ein Gottesbeweis. …

              ST I, Quaestio 16 (HL)

                (Über die Wahrheit) – »Anselms Grund« – Unser zusammensetzender (bzw trennender) Verstand ist wahrheitsfähig, aber nicht unfehlbar. Wir können Dingen etwas zusprechen, was ihnen nicht zukommt und absprechen, was ihnen „in Wahrheit“ wesentlich zukommt. Irren können wir freilich nur, weil das Seiende unserem Verstehen prinzipiell zugänglich ist. Wir irren im verständigen Urteil nur, weil das Seiende bereits (immer schon) verstanden ist. Die Differenz zwischen dem, was wir meinen und dem, was ist, kann geschlossen werden, weil sie schon geschlossen ist. Das, was ist, entspringt einem Gedanken, der sich immer schon realisiert hat. …

                ST I, Quaestio 15 (HL)

                  (Von den Ideen) – »Das Wichtigste – wird geflüstert« – So mancher überzeugte Aristoteliker hätte wohl gerne gesehen, dass der Heilige Aristoteliker Thomas eine plakativ programmatische Generalabrechnung mit den Ideen vornimmt – zur eigenen Bestätigung und als Referenz für die ausstehenden Kämpfe mit versponnenen Platonikern, die von Ideen einfach nicht lassen wollen. Als Aristoteliker sucht Thomas aber gerade zu verstehen, was die „Ideen-Liebhaber“ bewegt. Es sind ja nicht die schlechtesten, die von den Ideen nicht lassen wollen. …